Sensomotorics® nach Beate Hagen

Die Verbindung von Bewegung und bewusster Wahrnehmung

„Muskeln sind Gewohnheitstiere“   (Beate Hagen)

Stress, Schonhaltung und kompensatorische Bewegungsmuster können zu dauerhaften Muskelanspannungen führen. Die gewohnheitsmäßig angespannten Bereiche „verblassen“ sozusagen aus unserem bewussten Fokus und werden nicht mehr in vollem Maße in die ganzkörperliche Bewegung miteinbezogen.

Durch Bewegungslektionen (Motorik), bei denen die muskulären Verbindungen sehr klar wahrgenommen werden (Sensorik), wird die Kontrolle über das „Finetuning“ des Muskeltonus Schritt für Schritt zurückgewonnen.

Ziele:

  • unbewusste Gewohnheiten erkennbar machen
  • das Körperbewusstsein wecken
  • Beweglichkeit und Mobilität fördern
  • Beschwerden lindern
  • Hilfe zur Selbsthilfe
  • Daueranspannung auflösen
  • von isolierter Bewegung zur Integration des ganzen Körpers leiten
  • das Nervensystem in einen entspannten Zustand einladen
  • mehr Energie durch weniger Kompensationsbedarf
IST SENSOMOTORICS FÜR MICH GEEIGNET?

Der Ansatz ist sehr sanft, mit Aufmerksamkeit und „mit Köpfchen“.

Die Bewegungen können, z. B. durch Veränderung der Körperposition, durch Zuhilfenahme von Lagerungskissen und anderen Hilfsmitteln an unterschiedliche Gegebenheiten angepasst werden.

Daher ist Sensomotorics auch bei körperlichen Einschränkungen und für jeder Altersstufe geeignet.

WIE WIRD SENSOMOTORICS ANGEWANDT?

Sensomotorics® setzt sich zusammen aus:

  • Techniken der Körperarbeit durch einen Therapeuten sowie
  • Übungen, die der Patient im Alltag selbst durchführen kann.

 

Die sanften Techniken lassen sich wunderbar in die osteopathische Behandlung integrieren und überschneiden sich in vielerlei Hinsicht. Der Patient wird aktiv daran beteiligt, seine Muskeln in einen neutraleren Zustand zu führen. Die Berührung des Therapeuten leitet gezielt die Aufmerksamkeit des Patienten und lädt zu einer Integration des ganzen Körpers in die Bewegung ein.

Die Bewegungssequenzen bieten dem Patienten die Möglichkeit, seine Körperwahrnehmung auch zuhause weiter zu schulen. Sie sind ein einfach zu erlernendes Werkzeug, Muskelanspannung zu reduzieren und Beweglichkeit und Selbstwirksamkeit in Bezug auf die eigenen Beschwerden zu fördern.

Bei einem Einzelunterricht – hier in der Praxis oder online – oder bei einer Gruppenstunde greife ich die Verbindung verschiedener Bereiche des Körpers mit den sensomotorischen Übungen auf. Meine Osteopathie-Patienten erhalten zu ihrer Behandlung für sie ausgewählte Bewegungsanregungen für zuhause.

Sensomotorics in der Praxis:

Individuell üben in der Praxis

Einzelstunden (wahlweise 30 Minuten oder 60 Minuten) sind ideal, um eine osteopathische Behandlung im Alltag zu begleiten. So kann ich auf Grundlage der osteopathischen Untersuchung die Übungen für Sie im Speziellen auswählen und die Stunden aufeinander aufbauend gestalten.

Einzelstunde online

Online-Stunden (wahlweise 30 oder 60 Minuten) bieten sich vor allem an, wenn ich Sie und Ihre Bewegungsorganisation schon persönlich kennengelernt habe. Ohne Anfahrt führe ich Sie praktisch und bequem auf Ihrer eigenen Matte durch den Bewegungsprozess, kann über das Kamerabild individuell auf Sie eingehen und stehe für persönliche Fragen zur Verfügung.

Gruppenkurse

Meine Gruppenstunden greifen als Themenschwerpunkt jeweils einen bestimmten Körperbereich mit seinen Verbindungen auf. Einem kleinen Ausflug in die Anatomie folgt die gemeinsame Bewegung. Die Kurse erweitern Ihr Repertoire an Übungen für zuhause, machen auf feine Details aufmerksam, fördern ein tiefes Eigengespür und führen in einen körperlich und mental ausgeglicheneren Zustand.

Sensomotorics ausprobieren

Probieren geht über Studieren: Unter diesem Link finden Sie eine Audio-Aufzeichnung, um einen ersten praktischen Eindruck zu gewinnen.

Der Ursprung von Sensomotorics

Der Ursprung des "bewussten Bewegens"

Sensomotorics® baut auf der Körperarbeit „Bewusstheit durch Bewegung“ von Moshe Feldenkrais (1904-84) und der Lehre des amerikanischen Philosophen und Stressforschers Thomas Hanna (1928-90) auf.

Thomas Hanna, der ein enger Schüler von Moshe Feldenkrais war, befasste sich tief mit dem sich gegenseitig verstärkenden Teufelskreis von chronischer Muskelanspannung, Stress, Bewegungseinschränkung und Schmerz.

Seine Absicht war es, auf Grundlage seiner Erfahrungen eine Körpertherapie zu entwickeln, die dem Schüler gezielt und ohne Umwege konkrete Möglichkeiten aufzeigt, wie er seine Anspannung abbauen und wieder die Kontrolle über die eigenen Muskeln erlangen kann.

Er nannte diese Methode „Somatic Education“.

Beate Hagen

Beate Hagen ist eine der zwei einzigen deutschen Schülerinnen von Thomas Hanna. Sie führt Hanna’s Lehre bis heute fort, bereichert mit Elementen aus vielen Jahren der eigenen Praxis- und Therapiefahrung, u.a. auch als Atemtherapeutin. Ihr daraus entstandenes Konzept „Sensomotorics®“ gibt sie an Physiotherapeuten, Osteopathen, Ärzte und andere Körpertherapeuten weiter.

Mit ihren inzwischen über 80 Jahren überzeugt sie voll positiver Energie, Beweglichkeit und einem funkelnden Entdeckergeist in den Augen mit ihrem Lebensweg und es ist eine Freude, von ihr lernen zu dürfen.

Eine ideale Lernatmosphäre für unser Nervensystem

„Wir arbeiten nicht mit den Muskeln, wir arbeiten mit dem Gehirn!“
(Thomas Hanna)

Im Stress übernimmt unser „innerer Roboter“ die Kontrolle. Aufgaben, die dem Nervensystem bereits bekannt sind, werden weitestgehend automatisiert abgehandelt. Wer kennt es nicht: Man läuft in einen Raum und weiss, sobald man dort angekommen ist, nicht mehr, was man dort eigentlich noch schnell tun wollte. Dieser Zustand ist für kurze Zeit sinnvoll, um viel zu schaffen und wertvolle Denk- und Energieressourcen zu sparen. Der Stress-Zustand „Erstarren, Flucht oder Kampf“ ist für eine Lernerfahrung jedoch nicht geeignet.

Aber genau dieses Erkennen und Umlernen ist so essentiell, wenn wir Belastungs- und Beschwerdemuster durchbrechen wollen, auf die wir immer wieder gewohnheitsmäßig und oft auch unbewusst zurückgreifen.

Unser Nervensystem öffnet sich für diese Prozesse längerfristig am besten in einer stressfreien, geschützen und sicheren Augangslage.

Dies macht die sensomotorischen Bewegungslektionen in ihrer Sanftheit, Einfachheit und gewollten Langsamkeit so effektiv.

EINE PAUSE, OBWOHL ICH NICHT ERSCHÖPFT BIN?

Der Therapeut baut häufige Unterbrechungen in Form von Pausen ein. So fällt es dem Übenden leichter, die Bewegungen nicht nur nacheinander „abzuarbeiten“, sondern für jede Bewegung neu anzusetzen, zu fühlen, wie sich der Impuls im Körper fortsetzt und neue Variationen auszuprobieren.

„Wo kann ich noch mehr loslassen?“
„Wie kann ich mir die Bewegung noch leichter machen?“

Die Pausen geben zudem Raum für eine ganz natürlich entstehende tiefe Atmung, Entspannung und die Integration der frisch erfahrenen Bewegungsmöglichkeiten.

AB JETZT NUR NOCH LANGSAM?

Wer eine Bewegung in all ihren Details in der Langsamkeit erforscht hat und einen für sich guten Weg  gefunden hat, kann auch sehr von diesen Erkenntnissen profitieren, wenn er sich zügiger bewegt, wie z. B. im Sport, beim Musizieren o. ä.

Ein ganz persönlicher Einblick

Nachdem ich schon einige Aus- und Fortbildungen im körpertherapeutischen Bereich mit den unterschiedlichsten Ansätzen genießen durfte, bin ich auf Sensomotorics® aufmerksam geworden. Ich war schnell begeistert von der Effektivität dieser sanften Übungen.
Und ich gebe zu – wie oft auch meine Patienten, dachte ich zuerst:

„So wenig Kraft und Intensität, so wenig Dehnung, so wenige Wiederholungen und so viele Pausen – kann das tatsächlich funktionieren?“

Ich ließ mich auf das Experiment ein und: Ja, es funktioniert! Es funktioniert in einem Umfeld des Lernens, der Sanftheit und des Respekts gegenüber mir selbst und meiner eigenen Grenzen – jetzt und heute, in diesem Augenblick auf meiner Matte. Ohne Druck, ohne Eile, mit Neugier und Freude an meinem Körper, seinen Möglichkeiten und seiner Vielfältigkeit.

Und wenn wir ganz ehrlich sind: Tätigkeiten, die diese Aspekte betonen, sind im Alltag oft spärlich gesäht. Das bestätigen mir auch immer wieder die Gespräche mit meinen Patientinnen und Patienten.

So ist Sensomotorics für mich inzwischen die willkommenste Art geworden, die Automatismen und Spannungen des Alltags abzuschütteln, gleichzeitig etwas für meine innere und äußere Haltung, meinen Bewegungsapparat und die Verbindung zu mir selbst zu tun.